Schleifen Know-How für die Praxis

Tipps für den Einsatz der verschiedenen Gerätetypen, Zubehör und Schleifmittel

In den letzten Jahren stehen Renovierungen von alten Häusern und Wohnungen oft auf dem Programm. Meist sind es Objekte aus den Jahren 1960 bis 1980, bei denen es jede Menge zu tun gibt: Die Renovierung aller Oberflächen und die damit verbundene Untergrundvorbereitung im Innenbereich steht an.

 

Bei der Renovierung und Sanierung älterer Bausubstanz ist Schleifen angesagt ‒ und das in allen möglichen Varianten. Nicht selten kommt es vor, dass bestimmte Teile des Objekts während der Renovierung bewohnt bleiben ‒ und dies macht sauberes Arbeiten mit wenig Staubaufkommen umso wichtiger. Aufgrund der wachsenden Ansprüche der Kunden ‒ im Hinblick auf Qualität, Haltbarkeit und Nachhaltigkeit der Oberfläche und Materialien ‒ steigen auch die Anforderungen an die Malerbetriebe. Eine Oberfläche wird im Ergebnis immer nur so gut wie ihr Untergrund vorbereitet wurde. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, kommt der idealen Untergrundvorbereitung und dem damit fachgerechten Schleifen eine hohe Bedeutung zu. Wie das in der Praxis interpretiert wird, erläutern die Schleifexperten von Festool in diesem Beitrag. »Bei allen Schleifarbeiten ist ein abgestimmtes Schleifsystem ausschlaggebend für die Qualität und den Arbeitsfortschritt«, erklärt Dino Frey, Maler und Trainer bei Festool. In der Regel sind Malerbetriebe meist mit diesen Schleifanforderungen konfrontiert: dem Abschleifen von nicht tragfähigen oder nicht mit der Neubeschichtung verträglichen Altbeschichtungen, dem Anpassen und Ausgleichen von Oberflächen und Entfernen von Unebenheiten sowie dem Zwischenschliff von Spachtelschichten. Ein abgestimmtes Schleifsystem hilft, diese Aufgaben adäquat zu erledigen. Es besteht aus dem idealen Schleifpapier für die jeweilige Schleifanforderung, dem richtigen Schleifteller, dem passenden Schleifgerät in Kombination mit der optimalen Absaugung. Mit vielseitig kombinierbaren Schleifsystemen wird die tägliche Arbeit effektiver, führt schneller zum gewünschten Ergebnis und ist zudem gesünder ‒ sowohl für die Mitarbeiter des Malerbetriebes als auch für den Auftraggeber, der oft während der Malerarbeiten im Objekt abgetrennt noch wohnt. Für jede Anforderung gibt es eine individuelle Lösung. Man sollte nur wissen, wie man es bestenfalls einsetzt.

 

 

Viele Schleifgeräte ‒ welches nehmen?
»Auch für die Renovierung gibt es nicht das eine, universelle Schleifgerät. Es kommt immer darauf an, welche Anforderungen hauptsächlich erfüllt werden müssen«, sagt Dino Frey. Wird zum Beispiel ein hoher Abtrag gefordert oder ein besonders feines Schleifbild? Oder müssen große Wand- und Deckenflächen bis in die kleinsten Ecken geschliffen werden? Passend für die jeweilige Aufgabenstellung gibt es spezielle Schleifgeräte: Langhalsschleifer in verschiedenen Konfigurationen sowie zahlreiche Exzenterschleifer mit unterschiedlichen Schleifhüben, Rotationsschleifer mit Exzenterbewegung und unterschiedlichen Schleiftellerdurchmessern sowie Schwingschleifer. »Jeder Malerbetrieb arbeitet anders. Eine Auswahl zu empfehlen ist daher schwierig. Generell würde ich folgende Empfehlung aussprechen: Für diejenigen, die oft Trockenbauarbeiten durchführen, lohnt sich die Anschaffung eines Langhalsschleifers. Bei kleineren Flächen an Wand und Decke wie beispielsweise im Gäste-WC oder im Treppenhaus empfehlen wir den handlichen Exzenterschleifer ETS EC 150/5. Für die Renovierung von Fenstern mit schadhaften Altanstrichen im Wetterschenkelbereich lohnt sich der Einsatz eines Getriebe-Exzenterschleifers Rotex RO 90. Er hat vier verschiedene Funktionen: Grob- und Feinschliff, Polieren und Dreieckschleifen. Für Ecken und kleinere Flächen eignen sich die Rutscher RTS oder DTS. Für Aufträge im Freien oder auf dem Gerüst - ohne vorhandene Stromquelle - ist ein Akku-Kompaktschleifer sehr praktisch«, so Trainer Frey.

 

 

Holzwerk: Türen richtig aufbereiten
Sollen historische, erhaltenswerte Türen aufbereitet werden, um den besonderen Charakter eines Hauses zu erhalten, ist eine behutsame Instandsetzung wichtig, um die Türkonstruktion für viele weitere Jahre zu erhalten, Oft ist jede Türe ein Unikat. Handelt es sich ume eine Innentüre oder Außentüre, die als Eingang den äußeren Auftritt eines Gebäudes prägt? Umso wichtiger ist es deshalb, sich schon frühzeitig über die richtige Herangehensweise Gedanken zu werden. Oft stellt sich die Frage, wieviel von der Originalsubstanz erhalten werden kann. Dies gilt nicht allein für die Türe, sondern selbstverständlich auch für den Rahmen. Zunächst begutachtet man die Türen, also Altbeschichtungen prüfen und Schadstellen im Holz definieren. Das behutsame Anschleifen der bestehenden Lackschichten gelingt mit dem Exzenterschleifer ETS EC 150/5 oder ETS EC 125 ebenso leichtgängig wie zuverlässig, um einige Geräteempfehlung exemplarisch zu nennen. Bei angemessener Drehzahl werden ohne zu viel Druck lose Stücke abgetragen und intakte Flächen angeraut. »Bei wasserbasierten Lacken empfehlen wir ein Schleifmittel mit der Körnung ab P180, bei Alkydharzlack ab P150“, erklärt Anwendungstechniker Philipp Stahl. Für Profile und Kassetten ist der Linearschleifer DUPLEX LS 130 ideal, da die lineare Schleifbewegung Ausschläge zur Seite vermeidet. Zudem hat man auch die Möglichkeit, einen individuellen Schleifschuh mit dem Selbstbau-Kit für alle Falz- und Profilformen zu erstellen. Das Schleifen mit dem individuellen Schleifschuh ist effizient und erleichtert die Arbeit enorm. Schwer zugängliche Stellen an den Profilschlitzen und -übergängen kann man gegebenenfalls mit einem besonders anpassungsfähigen Schleifschwamm nachschleifen. Nach dem Anschleifen der Altbeschichtung spachtelt man kleine Löcher und Schadstellen. Natürlich darf beim Anschleifen die Absaugung nicht fehlen: Nach dem Schleifen saugt man die angeschliffenen Oberflächen gründlich mit einem Absaugmobil ab, bei Bedarf reinigt man mit einem Abstaub- und Staubbindetuch nach. Für den Zwischenschliff mit dem ETS EC empfehlen sich GRANAT Schleifmittel mit Körnung P240 ‒ P500. Die Drehzahl reduziert man, um das Durchschleifen oder Erhitzen der vorlackierten Oberfläche zu vermeiden. Schwer zugängliche Stellen an den Profilen und -übergängen lassen sich gegebenenfalls nochmals mit Handschleifmittel nachschleifen. Neuer Glanz für alte Fenster Alte Fensterrahmen und -flügel aus Holz fachgerecht zu renovieren, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Dies gilt sowohl beim Denkmalschutz als auch im Sinne des modernen und nachhaltigen Umgangs mit bestehenden Werkstoffen wie Holz. Eine behutsame Instandsetzung mit entsprechendem Knowhow kann eine Fensterkonstruktion für viele weitere Jahre nutzbar machen.

 

 

Der Schliff zum schönen Geländer
In vielen Häusern aus den 60-80iger Jahren gibt es Treppenhäuser und manchmal einen Galeriebereich mit einem schönen Holzgeländer. Soll dieses Geländer belassen bleiben und aufgehübscht werden, ist ein Linearschleifer das ideale Gerät. Einer der wenigen Geräte, die eine reine Linearbewegung in beide Richtungen hat, ist der DUPLEX LS 130. Er ist optimal für das Schleifen von Holzwerkstoffen entlang des Faserverlaufs. Die geradlinige Schleifbewegung schlägt nicht zur Seite aus ‒ das ist perfekt für Profile wie Handläufe im Treppenhaus bzw. auf der Galerie. Besonders clever hierbei das Selbstbau-Kit, mit dem man sich je nach Untergrundform einen individuellen Schleifschuh für jedes Profil erstellen kann. Damit lässt sich auch das Profil alter Heizkörper individuell herstellen. Selbstverständlich lassen sich auch Metallgeländer auf diese Weise bearbeiten.

 

Weitere Informationen gibt es auf www.festool.de sowie auf dem Youtube-Kanal Festool Quick Guides www.festool.com/quickguide-es-etsc