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Herstellung einer vollgestemmten Treppe

Vollgestemmte Treppe
Treppenwange einer vollgestemmten Treppe
Treppen, bei denen in die Wangen sowohl Trittstufen als auch Setzstufen/Stellbretter eingelassen bzw. eingestemmt sind, werden als vollgestemmte Treppen bezeichnet. Die Herstellung ist im Vergleich zu anderen Treppenarten am aufwendigsten. Traditionell wurden die Treppenwangen mit dem Stemmeisen und Grundhobel ausgearbeitet. Im vorliegenden Anwendungsbeispiel wird die maschinelle Herstellung einer geraden vollgestemmten Treppe mit Zwischenpodest gezeigt.

    Beschreibung

    Im vorliegenden Anwendungsbeispiel wird gezeigt wie man mit den verwendeten Maschinen zum besten Ergebnis kommt. Auf die Berechnungen sowie Konstruktionsdetails wird nicht eingegangen, da diese stark an die örtlichen Gegebenheiten gebunden sind. Der Aufriss wurde hier im Beispiel direkt auf der Wange erstellt.

    Materialliste

    • 40 mm Eiche Leimholzplatte (Wangen und Trittstufen)
    • 18 mm Kiefer Leimholzplatte (Setzstufen)
    Vollgestemmte Treppe

    Maschinen/Zubehör

    Vorgehensweise

    • Trittstufen zuschneiden und vorbereiten

      Es empfiehlt sich mit der Herstellung der Tritte zu beginnen, um die fertigen Tritte später exakt in die Wangen einzupassen. Hierzu werden die benötigten Tritte zunächst auf Länge und Breite zugeschnitten (hier nicht dargestellt). Jetzt können die Trittstufen mit einer Nut für die Setzstufen versehen werden.

      Um die Nuten herzustellen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Um ein schnelles Ergebnis zu erzielen, wird die Handkreissäge HK 85 mit dem Verstellnuter ausgestattet. Die Nutbreite beträgt in diesem Beispiel 18 mm bei einer Nuttiefe von 10 mm. Mit dem Verstellnuter ist die Erstellung von Nutbreiten von 16 - 25 mm und einer maximalen Tiefe von 35 mm möglich.

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      Trittstufen zuschneiden und vorbereiten
    • Tipp:

      Zum schnelleren parallelen Ausrichten der Führungsschiene können die Seitenanschläge des Lochreihensystems (SA-LR 32) verwendet werden.

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      paralleles Ausrichten der Führungsschiene
    • Passgenauigkeit prüfen

      Nach einer Probefräsung wird die Setzstufe in den Tritt eingesetzt und auf Passgenauigkeit überprüft.

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      Passgenauigkeit prüfen
    • Tritte abrunden

      Die Tritte werden nun mittels Kantenfräse und Abrundfräser mit Anlaufring an der Vorderkante jeweils mit einer Rundung versehen. Der Radius dieser Abrundung muss auf den Durchmesser des Fräsers, welcher später für die Wangen verwendet wird, abgestimmt werden.

      Hier:

      • Tritt Abrundung Radius = 9,5 mm
      • Wangen Nutfräser Durchmesser = 18 mm

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      Tritte abrunden
    • Stirnseiten der Tritte fasen

      Um das Zusammenbauen der Treppe zu erleichtern werden die Stirnseiten der Trittstufen mit der Kantenfräse OFK 500 leicht (5mm) angefast.

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      Stirnseiten der Tritte fasen
    • Trittstufen schleifen

      Die Trittstufen werden nun noch mit dem Exzenterschleifer ETS EC 150 geschliffen. Hierbei sollte die Körnung des letzten Schliffs nicht zu fein sein, da die Trittstufen sonst sehr glatt werden (Hier wurde mit Körnung 100 geschliffen). In der Regel werden die Tritte als auch die Setzstufen im Anschluss mit einer Oberflächenbeschichtung wie z.B. Lack oder Öl behandelt.

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      Trittstufen schleifen
    • Tipp:

      Der Kantenschleifer eignet sich sehr gut für den Schliff der Tritt-Vorderkanten.

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      Schliff der Tritt-Vorderkanten
    • Fräsungen der Treppenwangen vorbereiten

      Bevor mit der eigentlichen Fräsung begonnen werden kann, müssen ein paar Dinge vorbereitet werden. Das Ziel ist hier die Fräsung der Trittstufe und des Stellbrettes mit einer Frässchabloneneinstellung zu erreichen. Nach einer erfolgten Fräsung in einer Einstellung, kann die Frässchablone dann einfach parallel zum nächsten Anlegepunkt verschoben und die nächste Fräsung durchgeführt werden.

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      Fräsungen der Treppenwangen vorbereiten
    • Frässchablone vorbereiten

      Die hier verwendete Frässchablone wird aus den Elementen des MFS 400 Sets und zwei Verlängerungsprofilen (MFS-VP 700) zusammengestellt. Die Frässchablone wird nun entsprechend der Tritt- und Setzstufenmaße eingestellt. Dabei muss die Frässchablone um die Durchmesserdifferenz von Kopierring und verwendeten Fräser in der Länge und Breite größer eingestellt werden.

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      Frässchablone vorbereiten
    • Zum Beispiel

      Tiefe der Stufe = 288 mm
      Dicke der Stufe = 40 mm
      Dicke des Stellbrettes = 18 mm
      Kopierringdurchmesser = 30 mm
      Fräserdurchmesser = 18 mm

      MFS Einstellungen:
      Tiefe (Tiefe Stufe + Dicke Stellbrett + Durchmesserdifferenz): 288 mm + 18 mm + (30mm-18mm) = 318 mm Dicke (Dicke Stufe + Durchmesserdifferenz): 40 mm + (30mm-18mm) = 52 mm

      Erklärung zum Bild:
      A = Fräser
      B = Kopierring

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      Berechnung der Fräschablone
    • Frässchablone vorbereiten

      Die Fräsung für das Stellbrett wird hier über ein eingelegtes Holzstück begrenzt. Das Holzstück wurde so bearbeitet, dass es in das Profil passt und beim Verschieben der Schablone nicht herausfällt.

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      Frässchablone vorbereiten
    • Frässchablone vorbereiten

      Um Ausrisse an der Innenecke zwischen Tritt und Stellbrett zu vermeiden, wird die Fräsung in zwei Schritten durchgeführt.

      • Im ersten Schritt soll nur der Tritt ausgefräst werden. Um zu verhindern, dass in den Bereich des Stellbrettes gefräst wird, kann beispielsweise ein Hilfsanschlag angebracht werden. Hier wurde deshalb ein Winkelanschlag oberseitig an das Frässchablonenprofil montiert und über die Hebelzwinge wird das verwendete Brett fixiert.
      • Im zweiten Schritt wird dann der Hilfsanschlag (Brett) entfernt und der Bereich des Stellbrettes wird gefräst.

      +
      Frässchablone vorbereiten
    • Tipp:

      Um die Schablone schneller am Anriss auszurichten, wurden hier Splitterschutzstreifen (FS-SP) auf die Unterseite der Frässchablone geklebt. Nachdem eine Fräsung durchgeführt wurde (Probefräsung!) wird die exakte Fräskante angezeigt. Die Streifen sollten auch in der Fläche punktuell aufgeklebt werden um ein flächiges Aufliegen der Schablone sicherzustellen.

      Alternativ können auch Abstandshölzer verwendet werden (halbe Durchmesserdifferenz, hier 6mm).

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      Ausrichtung der Schablone
    • Schablone ausrichten

      Die fertig eingestellte Schablone kann nun angelegt und fixiert werden. Die Verwendung der Winkelanschläge erleichtern das parallele Verschieben der Schablone an die nächste Fräsposition. Über zwei Hebelzwingen wird die Frässchablone fixiert.

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      Schablone anlegen und fixieren
    • Oberfräse vorbereiten

      Die Oberfräse wird nun mit dem Nutfräser und Kopierring ausgestattet. In diesem Beispiel wird ein extralanger Kopierring in Verbindung mit einer Grundplattenerhöhung verwendet. Damit wird erreicht, dass der Kopierring an den Fräsrahmen-Stirnseiten sauber anliegt.

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      Oberfräse vorbereiten
    • Erhöhung der Grundplatte

      Damit der extralange Kopierring nicht zu weit unter der Grundplatte raussteht, wird aus einer 10 mm Sperrholzplatte eine Erhöhung hergestellt und mit einem doppelseitigen Klebeband an die Grundplatte der Oberfräse geklebt. Dabei sollten die Öffnungen für die Absaugung auch ausgesägt werden um eine Absaugung zu gewährleisten.

      +
      Erhöhung der Grundplatte
    • Fräsungen an den Treppenwangen

      Nachdem alle Einstellungen an der Frässchablone als auch an der Oberfräse erfolgt sind (Tiefe einstellen nicht vergessen!), kann mit den Fräsungen der Wangenteile begonnen werden.

      Um gefährliche Rückschläge zu vermeiden sollte beim Fräsen immer darauf geachtet werden, das im Gegenlauf gefräst wird und somit die Oberfräse automatisch an den Fräsrahmen gedrückt wird.

      Nachdem alle Wangen einer Treppenseite gefräst wurden, wird die Frässchablone umgedreht und alle Anschlagswinkel und Befestigungsmittel auf der Gegenseite neu ausgerichtet. Jetzt können alle gegenüberliegenden Wangenteile bearbeitet werden. Die Frästiefe sollte ungefähr 1/3 der Wangenstärke betragen und in zwei Schritten gefräst werden.

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      Fräsungen an den Treppenwangen
    • Fertig gefräste Wange

      Fertige Fräsung von Trittstufe und Setzstufe

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      Fertig gefräste Wange
    • Treppenwange im Bereich des Podestes bearbeiten

      Im Bereich des Zwischenpodestes soll in die Wandwangen eine 40 mm breite Nut eingefräst werden. Mit der Handkreissäge HK 85 und dem Verstellnuter Aufsatz kommt man zu einem sehr schnellen und sauberen Ergebnis. Dabei kann mit einer Führungsschiene oder auch mit einem Parallelanschlag (siehe Bild) gearbeitet werden.

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      Treppenwange im Bereich des Podestes bearbeiten
    • Trittstufen einpassen

      Die Trittstufen werden nun probehalber in der passenden Position eingebaut. Falls mal ein Tritt zu stramm sitzen sollte, kann mit dem Exzenterschleifer nachbearbeitet werden.

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      Trittstufen einpassen
    • Wangenteile zuschneiden

      Die Wangenteile werden mit einer Tauchsäge und einer aufgespannten Führungsschiene zugeschnitten. Die jeweiligen Abschnitte ergeben sich aus der Konstruktion und werden hier nicht näher beschrieben.

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      Wangenteile zuschneiden
    • Wangenteile zuschneiden

      Alternativ kann der Zuschnitt der Wangenteile auch mittels einer Kappsäge erfolgen.

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      Wangenteile zuschneiden
    • Wangen verbinden

      Die zugeschnittenen Wangenteile sollen nun mit einer Domino XL Flachdübelfräse verbunden werden.

      Zusätzlich zu den Holzdübeln (14x75mm) werden zwei Flächenverbinder verarbeitet um das Verleimen zu vereinfachen und den nötigen Druck für den Leim sicherzustellen. (Die Domino XL-Verbinder sind keine zugelassenen Treppenverbindungsmittel und dienen hier lediglich als Verleimhilfe. Je nach örtlichen Vorschriften können andere/zusätzliche Verbindungsmittel erforderlich sein.) Die Position der Dübel wird über Markierungen angezeichnet.

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      Wangen verbinden
    • Wangen verbinden

      Die Flachdübelfräse wird in diesem Beispiel über die Achsmarkierung angelegt. Vorher wird die Anschlagsplatte so eingestellt, dass die Dübel mittig sitzen (hier 20 mm). Zudem muss die Tiefe entsprechend eingestellt werden.

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      Wangen verbinden
    • Wangen verbinden

      Nachdem alle Fräsungen mit der Domino XL ausgeführt wurden, können die Holzdübel als auch die Flächenverbinder eingebaut werden und die Werkstücke verleimt werden.

      Bei der hier gebauten Treppe kommen noch weitere Verbindungen vor, die hier nicht weiter gezeigt werden (z.B. Eckverbindung der Wangenteile, Verbindung der Lichtwange mit dem Pfosten,...).

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      Wangen verbinden
    • Kanten abrunden

      Die Wangenteile werden noch mit der Kantenfräse bearbeitet um eine Rundung anzubringen.

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      Kanten abrunden
    • Wangen schleifen

      Zu guter Letzt werden die Bauteile noch mit dem Exzenterschleifer geschliffen und die Oberflächenbeschichtung aufgetragen (hier nicht gezeigt).

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      Wangen schleifen
    • Zusammenbau der Treppe

      Nachdem alle Teile fertig bearbeitet sind kann die Treppe zusammengebaut werden.

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      Zusammenbau der Treppe
    • Treppenschrauben anbringen

      Gestemmte Treppen müssen immer noch mit Treppenschrauben gesichert werden. Somit wird gewährleistet, dass die Trittstufen und Setzstufen immer kraftschlüssig in den Wangen bleiben.

      Zunächst werden die Bohrungen für die Treppenschraube hergestellt und im Anschluss wird an der Wandwange noch entsprechend ausgestemmt.

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      Treppenschrauben anbringen
    • Treppenschraube anbringen

      Die Treppenschraube sollte vertieft eingebaut werden. Hier wurde zunächst mit einem Forstnerbohrer in den vier Ecken auf die Tiefe gebohrt und im Anschluss mit einem Stemmeisen ausgestemmt.

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      Treppenschraube anbringen
    • Endergebnis

      Fertig montierte Treppe.

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      Fertig montierte Treppe
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