Akkupack an Festool-Akku-Schrauber anbringen.

Kabellos und maßgeschneidert

TechTalk: Intelligente Akkulösungen von Festool

Unsere Festool Experten im Interview.
Patrick Hitzer und Patrick Schön
Produktmanager und Entwickler

Wir sprechen mit Produktmanager Patrick Hitzer (links) und Entwickler Patrick Schön (rechts) im TechTalk darüber, was einen perfekten Akku ausmacht und welche Ziele Festool bei der Entwicklung zukünftiger Akkus verfolgt.

Was ist der Anspruch seitens unserer Kunden an einen Akku?

Patrick Hitzer: Das lässt sich nur schwer verallgemeinern, da es „den einen Kunden oder die eine Kundin“ so nicht gibt, sondern jedes Gewerk und natürlich auch jeder Handwerker eigene Ansprüche an Akku-Elektrowerkzeuge hat. Wichtig ist vor allem, dass der Akku und das Elektrowerkzeug ein abgestimmtes System bilden und einwandfrei zusammen funktionieren. Wie bei netzbetriebenen Maschinen ergibt sich mit Akku die Anforderung, dass Leistung, Langlebigkeit und Ausdauer auf höchstem Niveau sein sollten. Sie sollten also die notwendige Leistung und Laufzeit erbringen, die unsere Kunden braucht und erwartet, um seine Aufgaben zu erledigen. Wenn das ganze System auch noch langlebig ist und viele Jahre seinen Dienst verrichtet, ist unser Ziel erreicht.

Pendelstichsäge mit abnehmbarem Akku.

Wo geht die Entwicklung bei der Akku-Technologie hin? Und: Wohin entwickelt sich der Markt?

PH: Es ist zu erwarten, dass die Lithium-Ionen-Zelltechnologie weiterhin Leistungs- und Laufzeitsteigerungen für Akkupacks und damit neue Akku-Produkte ermöglichen wird. Gerade die Elektromobilität wird ein Treiber dieser Laufzeitsteigerungen sein. Somit werden zukünftig völlig neue Produktgruppen mobil werden, die noch vor wenigen Jahren in Akku aus Leistungs- oder Laufzeitgründen kaum vorstellbar waren. Zeitgleich werden die Akkupacks für kleinere Akku-Montagewerkzeuge, wie beispielsweise Akkuschrauber, deutlich kompakter werden, als sie es noch vor einigen Jahren waren. Dabei bleiben Leistung und Laufzeit absolut vergleichbar. Insgesamt lässt sich sagen, dass vor allem die Produktgruppen aus dem sogenannten Non-Drill-Bereich – also alle Akku-Werkzeuge, die nicht in den Bereich Bohren und Schrauben fallen – wachsen werden.

Festool Akku-Produkte in der Anwendung.

Was ist die Schwierigkeit beim Entwickeln neuer Akkus?

PH: Leistungsfähigere Lithium-Ionen-Zelltechnologie ermöglicht neue Akku-Produktgruppen, die ihrerseits im Umkehrschluss wieder ganz neue Anforderungen ans Gesamtsystem und an den Akkupack selbst mitbringen. Deren höhere Leistungen in Spitze und/oder Dauer müssen im Akkupack, an der Schnittstelle und in der Maschine auch verarbeitet und gekühlt werden können. Und auch die großen Akkupacks sollen möglichst schnell wieder einsatzbereit sein, um unterbrechungsfreies Arbeiten zu ermöglichen, was wiederum hohe Anforderungen an die Ladetechnik mit sich bringt. Zusätzlich muss immer das Thema Kompatibilität zu „alten“, bereits im Markt befindlichen Akku-Werkzeugen berücksichtigt werden, damit unsere Kunden ein funktionierendes System vorfinden, bei dem einfach alles zusammenpasst.

Was ist unser Ziel? Immer mehr Leistung? Immer mehr Ausdauer?

PH: Unser Ziel ist die maßgeschneiderte Akku-Lösung – maßgeschneidert für unsere Maschinen und die Anforderungen unserer professionellen Anwender. Für die ein oder andere Maschine ist das sicher ein größerer, leistungsfähigerer Akkupack. Für andere Maschinen ist es im Gegensatz dazu eher ein kleinerer, kompakterer und leichterer Akkupack, welcher dafür immer noch ausreichend Leistung und Laufzeit aufweist. Wir werden unser 18 Volt-System weiter ausbauen und uns darauf auch in den kommenden Jahren fokussieren. Bei Produkten mit sehr hohen Leistungsanforderungen werden wir sogenannte Doppelakku-Konzepte umsetzen, welche diesen Leistungsanforderungen unter Beibehaltung der Kompatibilität innerhalb des 18V Systems erfüllen.

Ferneinschaltung zwischen Werkzeug und Absaugmobil.

Welche Rolle spielt das Internet of Things (IoT) bei der Entwicklung neuer Akkus?

PH: IoT spielt für uns eine sehr wichtige Rolle. Digitalisierung und Personalisierung mit echtem Kundennutzen ist dabei unser Fokus. Die technische Basis für unsere IoT- Funktionalität stellen unsere Bluetooth-Akkupacks dar. Diese fungieren im Prinzip als Gateway in der Kommunikation unserer Maschinen untereinander, wie beispielsweise bei der Ferneinschaltung zwischen Werkzeug und Absaugmobil oder zwischen Werkzeug und unserer Festool Work App.

Ferneinschaltung zwischen Werkzeug und Work-App.

„Unsere Kunden sollen die gleichen Ergebnisse mit einer Akku- wie mit einer Netzmaschine erzielen können.“

Patrick Hitzer, Produktmanager Akku-Technologie

Welchen Anspruch haben wir bei der Entwicklung neuer Akkus?

PH: Wir haben viele Ansprüche an die Entwicklung neuer Akkupacks. Die wichtigsten sind dabei Sicherheit, Qualität und Langlebigkeit und natürlich auch Leistung und Laufzeit. Das Ganze sollte dann noch voll aufwärts- und abwärtskompatibel in unserem 18V System sein. Die Akkupacks müssen letztlich zu unserem 18V Programm passen – im System „maßgeschneidert“ für die jeweilige Anwendung eben!

Akku-System von Festool.

Welchen Einfluss hat der Akku auf ein Werkzeug?

PH: Einen großen Einfluss. Der Akkupack stellt die Basis der Leistungsfähigkeit der Maschine dar. Aber er ist eingesteckt ein Teil des Werkzeugs und somit auch maßgeblich für ein angenehmes Gewicht und ergonomisches Handling verantwortlich. Auch ergeben sich über den Akku IoT-Funktionen, die im Alltag sehr hilfreich sind: Wenn unser Bluetooth Akku beispielsweise mit einem Bluetooth- fähigen Absaugmobil verbunden ist, kann er diesen im Auto-Start an- und ausschalten. Der Akku ist das IoT-Bindeglied zwischen Werkzeug und Smartphone. Über unsere Work App kommen hier und in Zukunft noch viele praktische Funktionen hinzu.

Entwickeln wir immer Akkus passend zum Werkzeug oder werden Akkus unabhängig vom Werkzeug entwickelt?

PH: Beides ist möglich und beides kam auch schon vor. In aller Regel können System-Akkupacks schon unabhängig vom Werkzeug entwickelt werden. Sie orientieren sich aber an den am Markt oder in Entwicklung befindlichen Werkzeugen. Wir haben tatsächlich auch schon Akkupacks ganz speziell und passend für neue Akku-Maschinen entwickelt. Etwa die Ergo-Akkupacks für unsere Akku-Kompaktschleifer RTSC/DTSC 400 und ETSC 125. Einfach, weil ein auf einem System-Akkupack basiertes Design die Anforderungen der in diesem Fall fokussierten Zielgruppe Maler bezüglich Handling und Ergonomie nicht erfüllt hätte.

Maßgeschneiderter Akku für DTSC 400.

Wie schaffen wir für unsere Anwender eine möglichst hohe Lebensdauer bei einem Akku?

Patrick Schön: Wir setzen nur qualitativ hochwertige Hochstromzellen von namhaften Zellherstellern ein. Außerdem betreiben wir die Akkuzelle innerhalb ihrer zugelassenen Spezifikation. Dies gilt sowohl für den Lade- als auch für den Entladevorgang. Außerdem haben wir verschiedene Schutzmechanismen, die sich ebenfalls positiv auf die zu erwartende Lebensdauer des Akkupacks und von dessen Akkuzellen auswirken. Hinsichtlich der Alterung der Akkuzelle spielt vor allem die Temperatur eine wichtige Rolle. Deshalb haben wir mit unserer AirStream Technologie die Möglichkeit geschaffen, die Akkuzelle vor dem Ladevorgang abzukühlen und bei maximal zulässigem Ladestrom die Zelle vollzuladen. Durch die stetige Erhöhung der Leistungsdichte bei der Zellentwicklung wird die Lebensdauer und somit das Temperaturmanagement auch in den nächsten Akkupack-Generation bei uns eine wichtige Rolle spielen.

Wie kann ich als Anwender die Lebensdauer eines Akkus positiv beeinflussen?

PS: Das meiste übernimmt hierbei die Maschine in Verbindung mit unseren Akkupacks. Aber auch hier versuchen wir stetig, unser Akku-System weiterzuentwickeln und smarter zu machen, um dem Kunden immer mehr Funktionalität und Performance bei gleichbleibender Qualität zu bieten. Der Kunde selbst kann die Lebensdauer durch den richtigen Umgang positiv beeinflussen. Beispielsweise wirkt sich die Lagerungstemperatur auf die Lebensdauer aus. Somit sollte man darauf achten, dass der Akkupack nicht bei höheren Temperaturen dauerhaft gelagert wird. Des Weiteren kann der Kunde mit der Häufigkeit, mit der ein Akkupack bis zur Temperaturabschaltung betrieben wird, einen Einfluss auf die Lebensdauer nehmen. Hierbei kann der Einsatz des zweiten Akkus vor der Temperaturabschaltung des ersten Akkus sinnvoll sein.

Akkupack mit Ladestation.

Welche Steigerungen in puncto Ausdauer sind beim Akku der Zukunft noch zu erwarten? Was bringt der Akku der Zukunft?

PS: Ein großer Treiber bei der Zellentwicklung ist mit Sicherheit die E-Mobility, welche richtungsweisend den Weg vorgeben wird. Diese hat den Fokus vor allem auf der Kapazität, welche gleichbedeutend mit der Reichweite ist. Neben der Kapazität sind dort aber auch die Sicherheit und die Kosten von großer Bedeutung. Unsere Anwendungen haben zum Teil ähnliche Anforderungen hinsichtlich der Kapazität, etwa bei den Saugern oder Schleifgeräten. Bei diesen möchten wir eine moderate Leistung für einen größtmöglichen Zeitraum zur Verfügung stellen. Es gibt aber auch Anwendungen, bei denen es mehr auf die maximale Leistung als auf die Kapazität des Akkus ankommt. Diese Hochstromanwendungen treten beispielsweise bei unseren Sägen auf. Da wir Systemakkus für unser gesamtes Maschinenportfolio anbieten, ist die Hochstromfähigkeit ebenso wichtig wie die Kapazität. Zusammenfassend kann man sagen, dass in den nächsten Jahren weitere Steigerungen bei der Kapazität und der Hochstromfähigkeit bei vergleichbarem Bauraum zu erwarten sind.

Festool Airstream-Akku.

Wie können wir das Thema Nachhaltigkeit bei der Entwicklung zukünftiger Akkus berücksichtigen und mit einfließen lassen? Was tun wir bereits dafür?

PS: Ein großer Hebel für die Nachhaltigkeit besteht für die Rohstoffgewinnung der Akkuzellen. Wir bei Festool haben die Möglichkeit, die Verwendung der Zellen nachhaltiger zu gestalten. Dort gibt es beispielsweise Ideen im Kontext eines „Second Life“, bei dem Zellen zwar nicht mehr unseren Anforderungen der Anwendungen genügen, aber immer noch so viel Kapazität aufweisen, dass sie in anderen Energiespeichern verwendet werden könnten. Um dies zu ermöglichen, wäre allerdings ein einfach demontierbarer Akkupack notwendig. Solche und weitere Überlegungen werden bei der Entwicklung nächster Akkupack-Generationen berücksichtigt.

Was ist wichtiger: Ein gutes Elektrowerkzeug oder ein guter Akku?

PS: Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn am Ende geht es um ein perfekt abgestimmtes System, bei welchem das Elektrowerkzeug die Leistung für die benötigte Dauer durch den Akku zur Verfügung gestellt bekommt. Es bringt also nichts, wenn die Maschine Reserven hat, welche durch einen zu schwachen Akku nicht genutzt werden können und umgekehrt. Es sollte bei der Entwicklung der Elektrowerkzeuge allerdings darauf geachtet werden, dass sich das Umfeld der Energiebereitstellung stetig weiterentwickelt, wodurch neue Anwendungen und Ansätze bei der Maschinenentwicklung möglich werden.