Markus Schmid: „Kickback“ bedeutet übersetzt „Rückschlag“ oder „Rückstoß“. Er entsteht durch eine schlagartige Erhöhung der Kräfte zwischen Werkstück und Maschine. Das kann beispielsweise bei einer Tauchsäge passieren, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit eintaucht. Dabei steigen die Kräfte zur Spanbildung stark an. Ab einem gewissen Punkt kann es passieren, dass es dann zu einem Verkanten zwischen den Schneiden und dem Holz kommt. Da jedoch das Sägeblatt weiterhin angetrieben wird, wird die Maschine nach hinten und in Richtung des Anwenders beschleunigt, also nach hinten „gekickt“.
Arbeiten ohne Rückschläge
Die neue KickbackStop-Technologie von Festool im Detail
Insbesondere bei Bohr- oder Sägearbeiten kann es zu einer schlagartigen Erhöhung der Kräfte zwischen Werkstück und Maschine kommen, was für den Handwerker schwere Folgen haben kann. Mit der neuen KickbackStop- Technologie, die erstmals bei den Akku-Bohrschraubern QUADRIVE TDC 18/4 Und TPC 18/4 und der neuen Akku-Tauchsäge TSC 55 K zum Einsatz kommt, gehören diese Rückschläge der Vergangenheit an. Wie die Technologie im Detail bei beiden Maschinen funktioniert, erklärt der leitende Entwickler Markus Schmid im Interview.
Was versteht man unter einem Kickback-Effekt? Und bei welchen Arbeiten tritt er auf?
Passiert das nur beim Sägen oder auch bei anderen Tätigkeiten?
MS: Zu einem Verkanten beziehungsweise Verklemmen kann es auch bei kraftvollen Bohrarbeiten, wie mit Bohrkronen und Schlangenbohrern, kommen. Dies führt dazu, dass sich die Maschine um die Antriebsachse dreht. Bei den Leistungsklassen unserer Maschinen kann ein solcher Kickback vom Anwender nicht abgefangen werden und verdreht ihm im schlimmsten Fall das Handgelenk.
Welche Verletzungen resultieren potenziell hieraus?
MS: Im besten Fall bleibt die Verletzung aus und lediglich der Schreck sitzt tief. Bei Sägearbeiten mit einer Tauchsäge können Konzentration bei der Arbeit, langsamer Vorschub und eine zweihändige Bedienung schon viele Kickbacks vermeiden. Tritt ein Kickback auf und man ist ungünstig zur Säge positioniert, können tiefe Schnittverletzungen oder gar Amputationen von Fingern die Folge sein. Bei den Akkuschraubern mit EC-Motoren (bürstenlosen Motoren) steckt das Gefahrenpotenzial im großen Drehmoment. Wird die volle Kraft entfaltet, kann im schlimmsten Fall das Handgelenk gebrochen werden. Die leistungsfähigen Schrauber steigern die Produktivität unserer Kunden, bringen aber mehr Gefahren mit sich als ein Schraubenzieher. Hier bei Festool ist es unser Anspruch, neben der Performance auch die Sicherheit mit zu entwickeln und solche Gefahren von Verletzungen zu vermeiden.
Was bewirkt die KickbackStop-Technologie von Festool?
MS: Die KickbackStop-Technologie von Festool ist eine aktive Technologie. Das heißt, dass mit einer geeigneten Sensorik der Kickback frühzeitig erkannt und daraufhin eine Reaktion eingeleitet wird, was die Auswirkungen auf ein handhabbares Maß für den Anwender reduziert.
Die neue KickbackStop-Technologie ist momentan sowohl für den neuen QUADRIVE TPC 18/4, TDC 18/4 als auch für die neue Tauchsäge TSC 55 K verfügbar. Akkuschrauber und Akku-Tauchsägen sind ja zwei völlig unterschiedliche Gerätegattungen. Gibt es hier auch Unterschiede in der Wirkungsweise des KickbackStops?
MS: Ja und nein. Bei den Akku-Bohrschraubern TPC 18/4 und TDC 18/4 wird mithilfe Einer geeigneten Bewegungsdetektion ein zu schnelles Verdrehen des Werkzeugs um die Bearbeitungsachse detektiert. Bei der Tauchsäge TSC 55 K hingegen wird das Abheben der Tischplatte von der Führungsschiene oder vom Werkstück erkannt. Die Gemeinsamkeit ist, dass bei beiden Gerätegattungen daraufhin eine Motorbremsung eingeleitet wird.
Bemerkt man die KickbackStop-Technologie im ganz normalen Arbeitsalltag?
MS: Die KickbackStop-Technologie ist speziell auf die jeweilige Anwendung hin optimiert. Da für unsere Kunden neben der Sicherheit auch die Produktivität im Mittelpunkt steht, darf im Arbeitsalltag keine Einschränkung auftreten. Die KickbackStop-Technologie ist während des Arbeitens dauerhaft im Hintergrund aktiv und überwacht die Bewegung der Maschine. Erst wenn ein Rückschlag auftritt, wird die KickbackStop-Technologie aktiv.
Ist die KickbackStop-Technologie in der neuen TSC 55 K eine exklusive Technologie von Festool?
MS: Die von Festool entwickelte KickbackStop-Technologie kommt in dieser Form erstmals und exklusiv in der neuen TSC 55 K zum Einsatz und ist in der Lage, jede Art von Kickback zu erkennen und die Auswirkungen auf ein handhabbares Maß zu reduzieren. Es gibt noch weitere passive Systeme, wie beispielsweise unser Rückschlagstopp FS-RSP. Dieser verklemmt die Maschine mit der Führungsschiene und verhindert bei einem zu schnellen Eintauchen in das Material einen „Kickback“ der Maschine zum Anwender hin. Jedoch auch nur in dieser Situation. Ein aktives System, welches einen Kickback sensortechnisch in dieser Art und Weise wie bei der neuen TSC 55 K erkennt und die Auswirkungen auf ein handhabbares Maß reduziert, ist momentan exklusiv und nur bei Festool erhältlich.
Welche Rolle spielen Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Entwicklung neuer Elektrowerkzeuge?
MS: Eine sehr große. Die Sicherheit unserer Anwender liegt uns sehr am Herzen. Festool hat bereits in der Vergangenheit durch Themen wie die Initiative Staubfrei einen Beitrag zum Gesundheitsschutz geleistet. Auch mit der SawStop-AIM-Technologie in der TKS 80 leisten wir einen erheblichen Beitrag zu einer höheren Sicherheit am Arbeitsplatz. Wir sind der Überzeugung, dass das Thema Sicherheit in Zukunft für den Anwender noch wichtiger wird und hier noch großes Potenzial im Bereich Elektrowerkzeuge steckt.
Ist der KickbackStop bei der Tauchsäge vergleichbar mit der SawStop-AIM-Technologie, die bei der Festool Tischkreissäge TKS 80 zum Einsatz kommt?
MS: Nur bedingt. Beide Technologien haben das gleiche übergeordnete Ziel, schwerwiegende Verletzungen zu vermeiden. Bei der SawStop-AIM-Technologie wird das Berühren des Sägeblattes erkannt und daraufhin innerhalb weniger Millisekunden ein Aluminium-Keil in das Sägeblatt getrieben. Bei der KickbackStop- Technologie wird eine unerwartete Bewegung des Elektrowerkzeugs erkannt und daraufhin die Motorbremse aktiviert.
Wird die KickbackStop-Technologie zukünftig noch in weiteren Elektrowerkzeugen verbaut?
MS: Es ist unser Bestreben, unseren Anwendern ein sicheres Festool-System anbieten zu können. Aus diesem Grund werden wir bei allen zukünftigen Produktentwicklungen prüfen, ob der Einsatz der KickbackStop-Technologie möglich und sinnvoll ist.
