Parkettlegermeister Jarek Gawina löst defekte Teile aus dem  Parkettboden und  entfernt sie mit dem Festool Absaugmobil

Mit Eichenholz und Instantkaffee

Handwerkskunst trifft ein Stück Geschichte

Mit historischen Parkettböden zu arbeiten, erfordert neben Expertise in erster Linie eines: Geduld. Jarek Gawina bringt sein Können und die Tugenden eines Parkettlegers nicht nur in seine eigene Arbeit ein, sondern gibt sie auch an die jüngere Generation weiter. Wir haben den Parkettlegermeister in Warschau getroffen, um mehr über ein bedächtiges Handwerk in einer schnelllebigen Zeit zu erfahren.
Jarek Gawina, Parkettlegermeister
Jarek Gawina
Parkettlegermeister
Erst nach mehrjähriger Arbeit im Baugewerbe entdeckte Jarek Gawina seine Liebe zum Beruf des Parkettlegers. Heute gibt er in Polen als Vizepräsident der National Association of Parquet Makers Wissen und Begeisterung in Form von Workshops, Artikeln in Fachzeitschriften und Unterricht an Fachschulen an Nachwuchshandwerker weiter. Seine Fähigkeiten und insbesondere sein soziales Engagement machen ihn zu einem der gefragtesten Bodenbelagsspezialisten des Landes.
Die polnische Hauptstadt Warschau ist belebt an diesem Herbsttag und mit dem Strom geschäftig vorbeiziehender Passanten lassen wir uns zu unserem heutigen Ziel treiben. Als wir durch ein schweres Eisentor den Innenhof des Jugendstilhauses betreten, umfängt uns plötzlich eine angenehme Ruhe. Jarek Gawina erwartet uns bereits und führt uns in den zweiten Stock des Gebäudes, wo er gerade dabei ist, den historischen Parkettboden zu renovieren.
Bei der Arbeit am Parkettboden ist aufgrund der Staubentwicklung das Tragen einer Schutzbrille zu empfehlen.

Die erste Lektion: Ordnung

„Der Arbeitsplatz sollte so aussehen, als würde man jeden Moment einen Kunden erwarten“, erklärt Jarek lächelnd, als er unseren Blick zu den sorgsam aufgestellten Werkzeugkisten bemerkt. Ordnung am Arbeitsplatz ist eine der ersten und wichtigsten Lektionen, die er an Nachwuchshandwerker weitergibt, denn viele komplexe Schritte wollen gut koordiniert sein: Der Parkettlegermeister schleift das Parkett vor, markiert defekte Hölzer, repariert die betreffenden Stellen oder tauscht Teile aus und schleift schließlich den ganzen Boden in mehreren Schritten plan. Die einheitlich gestalteten Festool Systainer nutzt er dabei besonders gern als Aufbewahrungssystem. Dass die kompakte Organisation nicht nur zu einem zufriedenstellenden Ergebnis beiträgt, sondern zusätzlich einen professionellen Eindruck hinterlässt, zeigen die Berichte zufriedener Kunden – auch nach unangemeldeten Besuchen, wie er uns schmunzelnd erzählt.
Der Parkettlegermeister umgeben von sorgsam gestapelten Systainern, mit denen er die Baustelle in Ordnung hält.
Mit Präzision und Geduld entfernt Jarek tief über das Parkett gebeugt Unebenheiten mit dem Stechbeitel

Mit Aufmerksamkeit und Liebe zum Detail

Kleinigkeiten können bei der Arbeit mit historischen Parkettböden für das Gesamtergebnis entscheidend sein – umso wichtiger ist es, konzentriert und genau zu arbeiten. Das Holz nimmt Jarek dabei am liebsten mit allen Sinnen wahr: „In meiner Familie sind schon immer alle barfuß gelaufen“, erzählt er und streicht über den altehrwürdigen Eichenboden. Wie sein Großvater vor ihm lässt er manchmal seine Schuhe stehen, um ein besseres Gefühl für die Feinheiten des Untergrunds zu bekommen. Der gut organisierte Arbeitsplatz hilft Jarek dabei nicht nur, sich nicht zu verletzen, sondern auch, sich zu fokussieren und zu orientieren: „Im Chaos kann man viel verpassen“, betont er, denn unscheinbare Details oder Defekte im Parkett wie Windrisse, Ringrisse, angebrochene Ecken, tieferliegende Wasser- und Brandflecken fallen manchmal erst bei genauem Hinsehen auf und müssen mit Sorgfalt behandelt werden.

Über Umwege fand Jarek zu seinem heutigen Traumberuf: Nach einer gescheiterten Beziehung entschied sich der junge Handwerker, der in Deutschland Holzhäuser nach kanadischem Vorbild baute, nach Polen zurückzukehren, und fand dort seine neue große Liebe: Parkettböden. Er lernte die Schönheit und Einzigartigkeit des Parkettlegerberufs schätzen und absolvierte die Ausbildung bis zum abschließenden Meistertitel.
Jarek kontrolliert die in die Nuten eingefügten Federn der Dielen mit der Hand.

Wissen trifft Präzision

Die Arbeit mit Parkettböden benötigt spezialisiertes Wissen: Nicht nur der Umgang mit den Dielen selbst, sondern auch die richtige Vorbereitung des Untergrunds will gelernt sein. Ist der Unterboden zu feucht, kann sich der Klebstoff lösen oder sogar das Parkett anschwellen, da das Holz sehr sensibel auf Veränderungen reagiert. Während moderne Böden meist über vorgefertigte Federn und Nuten verbunden werden, weisen die alten Dielen lediglich Nuten auf. Jarek setzt die einzeln zugeschnittenen Federn auf der Längs- und Querseite manuell in die Nuten ein, um das Holz passgenau in die Lücke einfügen und schließlich fachgerecht verbinden zu können.

Lernen vom Meister

Die Begeisterung für seine Arbeit und für den Nutzen, den diese bringt, teilt Jarek gern mit anderen: „Ich möchte jungen Leuten diesen schönen Beruf näherbringen“, erklärt er. Der Parkettlegermeister vermittelt sein Wissen in Form von Unterricht an Fachschulen, er ist aktiv in den sozialen Medien und organisierte 2019 das Workcamp Parquet in Brzeg (Niederschlesien) mit, eine der größten Veranstaltungen zum Thema Parkettlegen in Europa. Auch im sozialen Bereich engagiert sich Jarek Gawina – so restaurierte er ehrenamtlich das Parkett des Zentrums für Kinder mit Sehbehinderung in Laski bei Warschau und verband diese Tätigkeit mit einem entsprechenden Lehrangebot.

Seit Jareks eigenem Abschluss hat sich im Berufsfeld des Parkettlegers einiges verändert. Den Untergrund richtig vorbereiten, das Parkett in verschiedenen kunstvollen Mustern verlegen und es schließlich abschleifen und die fertige Oberfläche ölen oder lackieren, all diese Fähigkeiten waren Teil der langjährigen Ausbildung zum Parkettleger – ein ganz besonderes Berufsbild, wie Jarek findet. Heute gliedert sich die Tätigkeit in die Gewerke Estrichleger und Bodenleger, die jeweils auf unterschiedliche Funktionen spezialisiert sind. Jarek selbst möchte umfassendes Wissen vermitteln und es seinen Lehrlingen so ermöglichen, die Zusammenhänge zwischen den Arbeitsschritten zu verstehen.
Zuschnitt der Dielen mithilfe der Festool Tischzugsäge Precisio CS 70 - Detailansicht

Antike Böden, moderne Tools

Auf den kunstvollen Parkettböden des Vorkriegsgebäudes treten die modernen Festool Werkzeuge zum Arbeitswalzer an und machen eine gute Figur dabei. Jarek gefällt der Kontrast von Alt und Neu. „Ich weiß noch, wie ich vor vielen Jahren zum ersten Mal mit einer Festool CS 70 Tischzugsäge arbeiten durfte“, erinnert er sich. Insbesondere gerade und gewinkelte Kappschnitte lassen sich mit der Zugsäge einfach und präzise ausführen. Auch der Systemgedanke hat ihn damals überzeugt und vielleicht ist er unter anderem deshalb Festool bis heute treu geblieben. „Sogar der Staubsauger kann als Transportwagen dienen, das sorgt für Ordnung am Arbeitsplatz und sieht zudem einfach professionell aus“, erklärt der Parkettlegermeister zufrieden.
Zuschnitt der Dielen mithilfe der Festool Tischzugsäge Precisio CS 70

Entschleunigung und Instantkaffee

„Heutzutage haben es alle eilig“, findet Jarek. Wenn er alte Böden vor sich hat, dann nimmt er sich besonders viel Zeit – statt der in der Branche üblichen 20 Quadratmeter kann es sein, dass er nur einen Quadratmeter an einem Tag schafft: für Sternmuster oder komplexe Intarsienarbeiten muss jedes Teil passgenau zugeschnitten werden. In einer Burg oder in einem historischen Palast das alte Holz zu bearbeiten, Zentimeter für Zentimeter, bringt Ruhe in die Gedanken. Doch manchmal lässt sich auch der Meister ein wenig Schnelllebigkeit nicht nehmen, denn auch er kennt kleine Tricks, um die Arbeit voranzubringen: „Wenn man Holz mit Instantkaffee bestreicht, altert es optisch um 200 Jahre“, erklärt er lachend.