Produktdesigner Timo Kuhls von Festool mit der Planex Easy

Ergonomie und Design gehen bei Festool Hand in Hand

Wie entsteht ein Produkt, das sowohl durch seine außergewöhnliche Form als auch mit höchster Funktionalität überzeugt? Wir haben bei Produktdesigner Timo Kuhls nachgefragt.
Produktdesigner Timo Kuhls von Festool
Timo Kuhls
Festool Produktdesigner
Timo Kuhls arbeitet seit 2008 im Produktdesign bei Festool. Er erzählt uns im Interview, wie perfekte Ergonomie und Funktionalität bei den Festool Produkten realisiert werden.

Die Kompaktschleifer gehören zu den jüngsten Familienmitgliedern. Worin liegt für Sie die große Herausforderung?

Bei unseren Elektro- und Druckluftwerkzeugen werden generell die technischen, konstruktiven und eben auch gestalterischen Rahmenbedingungen immer komplexer. Das gilt für die Kompaktschleifer ganz besonders. Sie sollen hoch leistungsfähig sein, aber eben auch leicht, handlich und ergonomisch perfekt. Und über allem steht der Anspruch, Präzisionswerkzeuge mit hoher Robustheit und Langlebigkeit zu bauen.
Der Produktdesigner testet die Form und Handhabung der Festool Produkte

Ob ein neuer Schleifer perfekt funktioniert und gut in der Hand liegt, merken die Anwender sofort. Gibt es auch ausgeklügelte Produktmerkmale, von denen der Anwender nichts mitbekommt?

Jedes Gerät hat ja eine Innen- und eine Außenseite. So besteht etwa das Gehäuse in der Regel aus Kunststoffhalbschalen. Von außen müssen diese Schalen in erster Linie funktional und ergonomisch richtig gestaltet werden und zudem die Formensprache von Festool widerspiegeln. Die Innenseite dieser Schalen muss komplett andere Anforderungen erfüllen, denn sie trägt maßgeblich dazu bei, dass wir die Elektronik und Mechanik, das Getriebe und den Motor möglichst kompakt auf engstem Raum unterbringen.
Das Gehäuse eines Akkuschleifers von Festool

Zum Beispiel die bürstenlosen EC-TEC Motoren?

Genau. Dabei handelt es sich nicht nur um einen Motor, sondern um ein äußerst intelligentes Antriebskonzept. EC-TEC arbeitet ohne Kohlebürsten und ist dadurch wartungsfrei. Sollte sich das Werkzeug dem kritischen Bereich nähern, reduziert EC-TEC automatisch die Stromzufuhr und Leistung. Das sind funktionale Produktmerkmale, die sich für den Kunden ganz direkt auszahlen: leistungsstark und wartungsfrei bei bis zu zehn Mal längerer Lebensdauer und kleinstmöglichem Energieverbrauch.

Hinzu kommt, dass kaum ein Produkt von Festool für sich allein steht, sondern immer im System funktionieren muss.

Das ist richtig. Und das spielt bei jedem Neuprodukt und bei jeder Weiterentwicklung eine entscheidende Rolle. Bleiben wir doch bei den Kompaktschleifern: Da gibt es den Exzenterschleifer, den Deltaschleifer und den Rutscher. Jeder steht für sich, aber sie wurden gemeinsam als Kleinfamilie entwickelt. Zum System gehören die entsprechenden Zubehörteile und Verbrauchsmaterialien. Für sauberes Arbeiten kann jeweils ein handlicher Staubfangbeutel oder eben eines unserer CLEANTEC Absaugmobile angedockt werden. Hinzu kommt zu jedem Gerät das passende Ordnungssystem im SYSTAINER. Kurz: Wir entwickeln und gestalten immer im System.
Einer der Produktentwürfe von Produktdesigner Timo Kuhls von Festool
Produktdesigner Timo Kuhls von Festool

Wie sehr denken und entwerfen Sie auch aus der Sicht der Anwender?

Wenn wir arbeiten, sitzt immer ein Anwender auf unserer Schulter – zumindest imaginär (lacht). Aber, im Ernst: Wir haben viele langjährige Kunden. Und auch bei Neukunden ist die Erwartungshaltung sehr hoch. Aus diesem Grund können wir es uns gar nicht leisten, deren Sicht auszublenden. Wir stellen uns bei jeder neuen Produktidee die Frage, was die Anwender brauchen und wie wir deren Arbeit erleichtern können. Von diesem Anspruch leiten sich ganz konkrete Entscheidungen hinsichtlich der Auslegung und Gestaltung eines Werkzeugs ab. Im Zuge der Entwicklung werden unzählige Produktmerkmale definiert und ausgestaltet, die letztlich dem Kunden die Arbeit erleichtern.

Wer trifft diese Entscheidungen?

Das geschieht gemeinsam mit den beteiligten Entwicklungskollegen im Team. Inneres und Äußeres, Ergonomie, Funktion und mechanische Konstruktion sind so eng verzahnt, dass man sie gar nicht losgelöst betrachten kann. Umso wichtiger ist es, dass ich im Produktent-stehungsprozess eng mit den Kollegen aus der Entwicklung, Anwendungstechnik, Konstruktion, Produktion und dem Produktmanagement zusammenarbeite. Jeder bringt hier seine Kompetenz und Erfahrung ein. Und wir sind uns im Team immer darin einig, dass uns gut nicht gut genug ist.
Produktdesigner Timo Kulhs von Festool während eines Produktentstehungsprozess

Was zeichnet das Produktdesign von Festool besonders aus?

Das Produktdesign zahlt immer direkt auf die herausragenden Festool Produktmerkmale ein. Darüber hinaus ist es uns gelungen eine klare, zeitlose, einfach zu verstehende und zugleich emotionale Produktsprache zu entwickeln. Diese Klarheit und Kontinuität ist aus unserer Sicht extrem wichtig, verbunden mit einem hohen Wiedererkennungswert. Denn schließlich transportiert jedes einzelne Produkt die Werte, für die Festool steht.

Der legendäre Produktdesigner Jonathan Ive hat es geschafft, dass Apple-Produkte sozusagen einen „Must have“-Impuls auslösen. Funktioniert das bei Elektrowerkzeugen auch?

Unsere Werkzeuge sind ja keine Consumer- oder Lifestyle- Produkte. Trotzdem spielt der Status unserer Produkte eine große Rolle. In eingeweihten Kreisen gilt ein Handwerker, der mit Festool Geräten arbeitet, als Profi mit höchstem Anspruch. Insofern sagt das Produkt auch eine Menge über seinen Besitzer aus. Das ist zwar nicht vergleichbar mit Apple, aber es macht uns schon ein bisschen stolz.
Einer der Produktentwürfe von Produktdesigner Timo Kuhls von Festool.