Pioniere der Staubabsaugung
Herr Attinger, Sie haben in den 1960er-Jahren die Einführung der Staubabsaugung selbst erlebt und vorangetrieben. Wie war das damals?
Also haben Sie sich mit der Staubabsaugung befasst.
Herr Buck, das sind Entwicklungszeiten, von denen Sie als Produktmanager heute nur träumen können, oder?
A B: Das ist wahr. Aber auch die Produkte und die Strukturen im Unternehmen waren auch ganz anders. Wenn ich höre, dass Herr Attinger sozusagen in Personalunion als Entwickler, Anwendungstechniker und Vertriebler aktiv war, dann wäre das heute undenkbar. An der Einführung neuer Produkte oder Systeme sind inzwischen Spezialisten aus der Entwicklung und Anwendungstechnik, aus dem Produktmanagement und Design, bis hin zu Produktionsplanung und Marketing wesentlich beteiligt. Und das liegt nicht etwa daran, dass es weniger Fachleute nicht auch hinbekommen würden, sondern dass die Produkte und Systeme viel komplexer geworden sind.
Das schmälert aber nicht die Entwicklungsleistung von damals?
K A : Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Schleifleistung des Rutschers durfte ja durch die Absaugung nicht beeinträchtigt werden. Dass man Löcher in das Schleifpapier macht, war anfänglich für die Kollegen nicht nachvollziehbar. Aber wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, aus konkurrierenden Eigenschaften ein optimales Gesamtsystem zu schaffen. Und dieser Ansatz hat in den Folgejahren zu kontinuierlichen Weiterentwickelungen geführt. Im Übrigen wurde von dem Tag an, an dem der RTT-S auf den Markt kam, bei Festool keine neue Handmaschine mehr ohne Absaugvorrichtung entwickelt und hergestellt.
„Die Kombination aus Absaugmobil und Maschine muss handlich bleiben, damit man auch staubfrei problemlos arbeiten kann.“
Karl Attinger - ehemaliger Festool Mitarbeiter
Heute sind die Eigenschaften und Funktionen, die ein Saugsystem erfüllen muss, noch viel komplexer, oder?
Inzwischen gibt es verschiedene Staubklassen und jede Menge gesetzliche Arbeits- und Gesundheitsschutzauflagen. War das in den 1960er-Jahren auch schon ein Thema?
K A : Schon damals gab es Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW), die eingehalten werden mussten. Seitdem ist das Bewusstsein für Gesundheit am Arbeitsplatz extrem gestiegen. Und zwar nicht nur, weil es dazu gesetzliche Verordnungen und Richtlinien gibt. In meiner frühen Zeit waren da die Berufsgenossenschaften sehr aktiv. Der Zentralverband hat uns direkt miteinbezogen, weil wir eben wegweisende Lösungen für staubfreies Arbeiten entwickelt haben.
A B: Das Absaugsystem hat ja im Grunde drei Effekte: Es gewährleistet saubere Arbeit, schont die Maschinen und schützt die Gesundheit der Arbeiter. Erst jüngst hat eine Umfrage eines Marktforschungsinstituts ermittelt, dass unter diesen drei Effekten der Gesundheitsschutz bei den Handwerksbetrieben und deren Mitarbeitern an oberster Stelle steht. Staubfrei Arbeiten ist heute kein Luxus mehr, den man sich gönnt, sondern eine Selbstverständlichkeit.